EM Greinbach - 26. & 27.5.2012
- Details
- Zugriffe: 6022
Viel Arbeit wartete auf uns nach dem Meisterschaftslauf in Nyirad. Den Zylinderkopf baute Tristan schon am Montag nach dem Rennen ab. Schon im Ventiltriebsbereich haben wir ein Problem entdeckt – ein Schlepphebel hat sich gelöst und ein Ventil des 3.Zylinders dauerhaft aufgeklemmt. Der Intschenör hat sich dann das Datalogging angeschaut und hat erkannt, dass im 3. Vorlauf die Drehzahl einmal kurz beim herunter schalten auf 8000rpm gegangen ist – das war definitiv zu viel für unseren Ventiltrieb. Im Zylinderblock haben wir dann auch gesehen, dass inzwischen sehr viel Kolbenspiel vorhanden ist. Das hat uns nicht weiter beunruhigt, das Triebwerk war seit Juli 2009 im Einsatz und hat schon einige kritische Momente am Buckel. Ein neues Triebwerk (Block mit Kurbelwelle und eingebauten Kolben/Pleuel) war seit Winter 2009 bereits vorbereitet. Auch einen Zylinderkopf hatten wir fertig vorbereitet. An Arbeitszeit war trotzdem viel zu investieren. Zudem mussten wir den gebrochenen Federbeindom links hinten, der in Nyirad nach dem 2. Vorlauf nur notdürftig geschweißt wurde, ordentlich reparieren. Zuhilfe kam uns da der Donnerstag-Feiertag, der hat uns Nachtschichten erspart.
Das Greinbach Rennwochenende startete für uns bereits am Donnerstag, die Nähe zu Strecke haben wir genutzt um bereits am Donnerstag den Platz im Fahrerlager zu belegen und den Wohnwagen zu positionieren. Das Zelt wurde dann Freitag zu Mittag aufgebaut. Wir konnten am Nachmittag dann in Ruhe zur technischen Abnahme. Vor uns wollte Walfridson zur Abnahme, der hatte einen Wasserverlust der uns ein wenig irritierte – er ist dann auch aus der Schlange ausgeschert. In ERC24 haben wir dann nachgelesen, dass er den Motor noch vor der technischen Abnahme gewechselt hat. Unser Gewicht wurde diesmal mit 1450kg gemessen, im Vorjahr waren es noch 1480kg. Ein wenig Beobachtung bei den europäischen Spitzenteams: fast niemand war über 1310kg – der Saab ist ja nicht mehr dabei.
Als Fleißaufgabe hat uns der schwedische FIA-Techniker noch zwei Hausaufgaben mitgegeben: den Anker der Sicherheitsgurte muss mit einem kleinen Draht gesichert werden, das war leicht zu erledigen, und der Betätigungsring des Lenkradschnellverschlusses muss gelb lackiert sein. Das wollte Tristan zu Hause machen, deshalb hat er das Lenkrad ab- und nach Hause mitgenommen. Irgendwo ist dann ein Lapsus passiert, die Techniker haben uns am Ende der Abnahme gesagt alles in Ordnung, ihr könnte fahren. Der Torwächter, der beim heraus fahren aus der scruteneering-Box das Absperrgitter geöffnet hat, hat uns auch Richtung Fahrerlager eingewiesen und so ist Tristan mit dem Polo zurück in unser Zelt gefahren. Von einer Lärmmessung wussten wir nichts, obwohl wir im Vorjahr dafür ins Infield mussten.
Am Abend gab es noch ein gemütliches Zusammensitzen im Teamzelt – obwohl wir nur 20min. entfernt zu Hause sind wollte die Mechaniker-Crew das Wochenende in Greinbach verbringen, und so war die gesamte Mannschaft ohne Fahrer am Abend im Zelt und erzählte sich und einigen anderen Kollegen, Räubergeschichten und andere wilde Stories. Klaus Freudenthaler kam auch kurz vorbei, erwähnte die Lärmmessung und fragte wie laut den der Polo war – der Intschenör sagte noch: uns haben die nicht gemessen! Der Intschenör ist dann um Mitternacht doch nach Hause zur Nächtigung gefahren. Zwei Jungs der Mechanikercrew, Didier Auriol und SpecialMechanic Meki, wurden da von Mario Petrakovits ins Excalibur zur Aufwärmparty mitgenommen – sie waren dann bei der Rückkehr, zeitglich mit dem Sonnenaufgang, sehr mitgenommen und haben gut geschlafen. Tristan wollte um 9:00 in Großpetersdorf abfahren (mit dem lackierten Lenkrad) weil ja das freie Training eh erst um 11:00 startet. Um 8:00 hat’s dann einige Aufregung im Fahrerlager gegeben. Die Techniker bei der Abnahme haben bemerkt, dass vom Polo noch keine Lärmmessung vorliegt, haben Tristan gesucht und am Wohnwagen gehämmert. Die mechanics wurden dadurch geweckt – und haben einige Zeit gebraucht um dem Techniker zu erklären, dass der Polo zwar im Zelt steht, ohne Lenkrad aber schwer zum Messplatz gefahren werden kann. Tristan wurde dann um 8:30 angerufen und der hat, nicht immer 100% gesetztestreu, sein Auto derart nach Greinbach bewegt, dass sich die Messung am Messplatz um 8:57 ausgegangen ist. Um 9:00 wäre es zu spät gewesen und wir hätten umsonst genannt. Das ist nochmals gut gegangen. Das warten bis zum freien Training war dann schon von den Geschichten der Mechanikercrew bestimmt, die erklärt hat wie das in der Früh mit dem Aufwecken durch die Techniker nach kurzem Schlaf recht lustig abgelaufen ist.
Für das freie Training war dann vereinbart, dass Tristan den Motor in den ersten beiden Runden noch sanft behandelt und für die dritte Runde war dann schon mehr Schmalz angesagt. Die dritte Runde war dann auch die schnellste und wie schon auf allen anderen Strecken heuer waren wir auch in Greinbach ~1.5 sec schneller als im Vorjahr. Auf die schnellsten Spitzenfahrer fehlten uns ~2.5 sec, auf Ramler als schnellsten Österreicher diesmal nur 0.8 sec. Insbesondere das enge Hakerl beim Fahrerlager geht mit der jetzigen Konfiguration und mit der neuen Radlastverteilung um ein vielfaches besser als im Vorjahr.
Erschrocken hat uns nur der Reifenverschleiß, wir sind erstmals mit den ganz harten Reifen von Avon gefahren, da der holländische Reifenhändler, der immer vor Ort ist, gesagt hat, dass alle damit fahren, und wir hatten gehofft, dass die weniger abhobeln als die Medium die wir Schluß gefahren sind. Im Vorjahr hatten wir noch die Supersoft, das war der Verschleiß erschreckend. Nach dem freien Training hat's mit dem Reifenverschleiß um nix besser ausgesehen als mit den Supersoft im Vorjahr.
Tristan hat dann das zweite freie Training gespritzt, aus Angst um die Reifen. In weiterer Folge ahben wir dann erkannt, dass bei dieser Gummimischung nur beim anfahren höherer Verschleiß auftritt. Danach hält der Reifen dann super und der Verschleiß ist deutlich geringer als alles was wir bis jetzt gesehen hatten. So gesehen hätten wir das 2. freie Training bedenkenlos fahren können.
Im Zeittraining hat dann grundsätzlich alles gepasst, Tristan hat sich um eine Sekunde verbessert, die anderen Fahrer aber ebenfalls. Den Rückstand auf die beiden schnellsten Österreicher, Höller und Ramler ist auf 0.5 sec geschmolzen, trotzdem blieb uns nur der vorletzte Platz vor Jos Jansen. Alles in allem waren wir jedoch sehr zufrieden.
Im 1. Vorlauf musste wir gegen die anderen Österreicher und gegen Jansen antreten. Den Start hat er leider ein wenig verschlafen, so kam er gegen Jansen, der langsamere Trainingszeiten fuhr, ins Hintertreffen und blieb leider am Ende des Feldes.
Nachdem Tristan ins Fahrerlager gekommen ist, beklagt er, dass der 3. Gang steckt. Wir haben den Polo sofort aufgebockt, am selbst gebauten sequentiell Mechanismus den Deckel abgebaut und versucht die Schaltwalze zu bewegen. Am beginn klemmte sie, aber dann ist sie auf einmal wieder gegangen - völlig ohne Probleme. Der Intschenör hat da einen Hoch- und Runterschaltvorgang mit dem Handy gefilmt, da könnt ihr mal sehen wie unser selbst gebauter Sequentiellmechanismus arbeitet (PS: der Kommentator hat sich verzählt oder ;-)
Am Sonntag fuhr Tristan diesmal das WarmUp und zeigte da gute Rundenzeiten.
Im 2. und 3. Vorlauf hat es dann am Start wieder überhaupt nicht geklappt, der Motor wurde fast abgewürgt, obwohl wir am Start im Stillstand mit mehr als 1,5 bar Ladedruck stehen. Der Motor bricht nach dem Auskuppeln auf unter 2000rpm zusammen und stottert dann mit 2-3 Zylinder von unten heraus. Obwohl Tristan dann in der 3. und 4. Runde gute Rundenzeiten hinlegte konnte er den Rückstand vom Start nicht aufholen und es blieb nur der letzte Platz unter denen die den Vorlauf beendet hatten (es waren 15 Autos).
Der Intschenör hat dann wieder an den Loggingdaten nach Ursachen für die Startprobleme gesucht. Der neue Motor baut am Start viel schneller Ladedruck auf und die Motorsteuerung muss dann deutlich intensivere Aussetzerraten fahren um die Startdrehzahl zu halten. Er verstellt dann ein wenig an der Zündung und hofft, dass damit das Startproblem behoben ist.
3. Vorlauf: nix da mit besserem Start - im Gegenteil: abgewürgt hat der Motor. Er ist dann fast nicht mehr angesprungen, im ersten Motor nur auf 2-3 Zylinder gelaufen (voll abgesoffen) und hat sich dann auf der Start/Zielgeraden erholt. Die restlichen Runden waren zeitmäßig o.k. Da aber im 3. Vorlauf sehr viele ausgefallen sind wurden wir 10. und kamen somit auf den 13. Gesamtrang, da Alois Höller den 3. Vorlauf nicht beenden konnte.
Ein Video vom 3. Vorlauf gibt's auf Youtube, da kann man sich das gesamte Prozedere beim Vorstart mal anschauen:
Der Intschenör hat für den 3. Vorlauf erstmals 2.3 bar Ladedruck am Motor freigegeben (bisher wurde mit maximal 2.1 bar gefahren), das hört man auch schön am Video - der Motor hat sich absolut nicht beschwert, und Reserve nach oben ist noch vorhanden.
Wir hatten somit als 13. einen Platz im B-Finale. Um da einen guten Start hinzu bringen hat der INtschenör noch eine Noteinstellung für den Startbetrieb eingestellt. Im fahrerlager wurde bei Starttest (Abregeltest im Stillstand) bemerkt, dass beim hohen Ladedruck im Stillstand die Zylinder absaufen, es wurde daher ein wenig abgemagert. Wichtig für uns war jetzt nur, dass wir am Start nicht stehen bleiben.
Im B-Finale hats dann auch besser geklappt mit dem Start, zumindest abgehungert ist er nicht. Der Drehzahleinbruch war zwar hoch, aber weggefahren ist der Polo ohne Aussetzer. Das B-Finale selbst war recht spektakulär, es hat einige Ausfälle gegeben und im Mittelfeld ist es auch recht resch zur Sache gegangen. Tristan ist aus der letzten Startreihe gestartet, das war hier ein Vorteil. Die Rundenzeiten waren recht gut, er hat auch den Rückstand zum Mittelfeld verkleinert. Nachdem einige Autos ausgefallen, war Tristan am Ende des Rennens am 4. Platz des B-Finales, was den 10. Gesamtrang bedeutete.
Für uns war das letzten Endes ein tolles Ergebnis, obwohl wir das ganze Wochenende eigentlich total unzufrieden waren, da wir am Start so große Probleme hatten.
Für die nächsten Rennen gibt's jetzt nur ein Ziel, den Start zu verbessern. Hinsichtlich Rundenzeiten ist Tristan inzwischen gut dabei, wenn man das Gewichtshandicap berücksichtigt schaut es eigentlich schon sehr sehr gut aus.
Wir freuen uns jedenfalls auf das nächste Rennen in Mariapocs, das ist Mitte Juni und am Samstag, wobei die Finale am Abend unter Flutlicht sind.
Die zufriedene Ekker-Racing Crew am Ende des Rennwochenendes.
und für alle die überlegen ob sie ein Rallycross-Team als Mechaniker verstärken wollen oder ob sie nicht doch gleich als Fahrer mitmachen wollen: werdet Fahrer ;-)
(C) Michael Kondrowski - rallyart.pl